Waldorfpädagogik2019-02-17T21:48:15+00:00

Waldorfpädagogik

Die erste Waldorfschule

1919 gründeten Rudolf Steiner und Emil Molt, Besitzer der damaligen Waldorf Astoria Zigarettenfabrik, in Stuttgart für die Arbeiterkinder die erste Waldorfschule. Erstmals wurden in dieser Schule Prinzipien sozialer Gerechtigkeit im Bildungswesen verwirklicht. Alle Kinder – unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, ihrer Begabung oder ihrem angestrebten Beruf – wurden gemeinsam unterrichtet. Erstmals wurde das Prinzip der Auslese durch eine Pädagogik der Förderung ersetzt.

Auch heute noch Vorreiter

Seit der Gründung der ersten Waldorfschule ist es selbstverständlich, dass …

  • Jungen und Mädchen gemeinsam den Unterricht besuchen
  • zwei Fremdsprachen bereits ab der ersten Klasse gelehrt werden
  • Epochenunterricht als Blockunterricht stattfindet
  • die Klasse bis zum Schulabschluss zusammen bleibt
  • es kein Sitzenbleiben gibt
  • der Unterricht künstlerisch gestaltet wird
  • Zeugnisse statt durch Noten durch ausführliche Texteinschätzungen gegeben werden
  • die allgemeine mit der beruflichen Bildung verbunden wird
  • die Schule sich autonom selbst verwaltet.

Erst sehr viel später wurden einige dieser Merkmale von den „Regelschulen“ übernommen.

Was will die Waldorfschule?

Schüler sollen ihre kreativen Kräfte von Grund auf entfalten können. Anstatt mit vorwiegend vorgegebenen Formen zu arbeiten, die beispielsweise Lücken zum Ausfüllen bieten, ersetzen selbst gestaltete Epochenhefte klassische Lehrbücher.

Das Üben sozialer Kompetenzen in einer möglichst stabilen Klassengemeinschaft von Schülern unterschiedlicher Begabung ist lebensnaher als ein notenorientiertes Lernen von Schülern derselben Begabungsbandbreite. Gymnasien berauben Real- und Hauptschulen ihrer Zugpferde. Das Herauslösen leistungsschwacher Schüler aus einer Klassengemeinschaft durch Sitzenbleiben setzt einen abstrakten Leistungsgedanken vor die soziale Tragfähigkeit einer Klassengemeinschaft. Waldorfschulen bauen dagegen auf das Lernen im gegenseitigen Miteinander. Denn schneller begreifende Schüler lernen am meisten, wenn sie Gelegenheit bekommen, langsamer begreifenden Schülern etwas zu erklären. Letztere lernen auch besser, wenn sie nicht ausschließlich auf die Erklärungen des Lehrers angewiesen sind. Das gemeinsame Lösen von Aufgaben in Gruppen mit unterschiedlichen Begabungen ist eine Herausforderung des Berufslebens, auf die Schule schon vorbereiten sollte.

Was bedeutet das konkret?

Es gibt kein Sitzenbleiben

Gemeinsam durchlaufen die Schüler 12 Schuljahre. Es gibt kein Sitzenbleiben. Der Waldorflehrplan ist auf die seelischen und geistigen Veranlagungen und Begabungen der Kinder ausgerichtet. Deshalb stehen ab der ersten Klasse sachbezogene Unterrichtsbereiche gleichrangig neben den vielseitig-künstlerischen. Jedes einzelne Kind wird als Individuum betrachtet und in seinen für die Gesellschaft wichtigen schöpferischen Fähigkeiten gefördert.

Künstlerisch-handwerklicher Unterricht

Lebensnah und lebenspraktisch –  Der vielfältige handwerkliche Unterricht fördert die differenzierte Ausbildung des Willens und die lebenspraktische Orientierung der Schüler.

Entwicklungsorientierter Lehrplan

Ein entscheidendes Prinzip des Waldorflehrplans liegt in der Abstimmung der Unterrichtsinhalte und Unterrichtsformen auf die Prozesse kindlichen Lernens und die Stufen menschlicher Entfaltung in Kindheit und Jugend. Der Unterricht ist von Schulbeginn an auf das Ziel innerer menschlicher Freiheit hinorientiert.

Bildhafter Unterricht

In den ersten Schuljahren, in denen die eigene Urteilskraft der Kinder erst heranreift, ist “bildhafter” Unterricht ein wesentliches Unterrichtsprinzip. Die Tatsachen werden so behandelt, dass die Schüler zusammen mit dem Anschaulichen auch das Gesetzmäßige und Wesenhafte der Dinge im Sinne echter Bilder verstehen und erleben lernen.

Wissenschaftlicher Unterricht

Dem Streben nach eigener Lebensgestaltung und Urteilsbildung vom 14. Lebensjahr an entspricht der wissenschaftliche Charakter vieler Unterrichtsfächer vom 9. bis 12. Schuljahr. Die Waldorfschulen sehen hier die pädagogische Aufgabe nicht darin, eine voruniversitäre Ausbildung zu betreiben, sondern den Unterricht inhaltlich so zu vertiefen, dass er sich mit den Lebensfragen des jungen Menschen verbinden kann und Antworten gibt.

Epochenunterricht

Ein wichtiges Mittel, um den Unterricht ökonomisch zu gestalten, ist der Epochenunterricht. Er wird in den Fächern durchgeführt, in denen Sachgebiete in sich geschlossen behandelt werden können. Dazu zählen Deutsch, Geschichte, Mathematik und die Naturwissenschaften. Gebiete, die laufender Übung bedürfen, wie künstlerischer Unterricht, Englisch, Französisch, Russisch, werden in Fachstunden erteilt, wobei auch hier manche Waldorfschulen in den letzten Jahren verstärkt Epochenunterricht durchführen. Fremdsprachen werden vom ersten Schuljahr an gelehrt.

Zeugnisse und Abschlüsse

Die Waldorfschulen haben mit der Auslese auch das übliche Zensurensystem abgeschafft. Die Zeugnisse bestehen aus möglichst detaillierten Charakterisierungen, die die Leistung, den Leistungsfortschritt, die Begabungslage, das Bemühen in den einzelnen Fächern aufzeigen. Die Schüler schließen die Schule mit der Mittleren Reife ab oder dem Abitur nach dem 13. Schuljahr.

Selbstverwaltung

Als Freie Schulen haben die Waldorfschulen die hierarchisch organisierte Außenlenkung der staatlichen Schulen durch eine freiheitliche Verfassung ersetzt. Die Selbstverwaltung erfolgt durch Eltern und Lehrer gemeinsam und stellt ein sehr zukunftsorientiertes soziales Erfahrungsfeld dar. Die pädagogische Leitung obliegt einer wöchentlichen Konferenz, an der alle Lehrer gleichberechtigt mitwirken. Das Bemühen um das Verständnis des Menschen, seiner Lebensgesetze und um Fortentwicklung der Pädagogik auf der Basis der anthroposophischen Geisteswissenschaft bildet die gemeinsame Grundlage.

Finanzierung

Ungeachtet der weltweiten fachlichen Anerkennung der Waldorfschulen und der verfassungsrechtlichen Gleichstellung der Schulen in freier Trägerschaft mit den staatlichen Schulen bedarf es dauernder Bemühungen auf politischem und administrativem Felde, dass diesem Umstand bei der Schulaufsicht und Finanzierung der Schulen entsprochen wird. Die Waldorfschulen in Deutschland erhalten staatliche Zuschüsse, die aber die Betriebskosten nur zum Teil decken. Die Elternbeiträge sind  nach dem Einkommen gestaffelt.

Weitere Informationen dazu lesen Sie auf: www.waldorfschule.de

Literatur

Angstfrei lernen, selbstbewusst handeln2019-01-18T01:16:41+00:00

Christoph Lindenberg
Verlag: rororo
Euro 7,90
ISBN: 3-499-60323-3
Erschienen 1975 – immer noch ein Klassiker!

Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkt der Geisteswissenschaft2019-01-18T01:19:36+00:00

Rudolf Steiner
Rudolf Steiner Verlag
Euro 10,00
ISBN 3-7274-6580-8
Ein Vortrag von 1907

Die Waldorfpädagogik2019-01-18T01:17:04+00:00

Kiersch Johannes
Verlag Freies Geistesleben
Euro 8,90
ISBN 3-7725-1247-X
u.a. Erläuterung menschenkundlicher Hintergründe der Pädagogik

Elternfragen an die Schule2019-01-18T01:17:39+00:00

Titel aus der Reihe – Verlag Freies Geistesleben

Wie arbeiten Eltern und Lehrer zusammen? Michael Harslem, ISBN 3-7725-1504-5
Welche Abschlüsse gibt es an Waldorfschulen? Dietrich Esterl, ISBN 3-7725-1505-3
Wie lernt man fremde Sprachen? Erhard Dahl, ISBN 3-7725-1508-8
Lernen Kinder mit dem Kopf? Bruno Sandkühler, ISBN 3-7725-1507-X
Warum Musikunterricht? Stephan Ronner, ISBN 3-7725-1511-8
Was geschieht in Geschichte? Dietrich Esterl, ISBN 3-7725-1512-6
Was bedeutet Anthroposohpie für die Waldorfschule? Dietrich Esterl, ISBN 3-7725-1509-6
Euro je 8,50
Gut gegliederte, übersichtliche Darstellungen zu Einzelthemen

Erziehung zur Freiheit2019-01-18T01:17:21+00:00

Frans Carlgren
Verlag Freies Geistesleben
Euro 19,90
ISBN 3-7725-1619-X
Standardwerk für den “Erstkontakt” (reich bebildert)

Guten Morgen, liebe Kinder – Eine Brücke in die Welt2019-01-18T01:09:14+00:00

Die erste (1. bis 3. Klasse) und zweite (4. bis 6. Klasse) Folge der Langzeitdokumentation mit Aufnahmen aus der Waldorfschule Landsberg ist jetzt auch als DVD erhältlich. Eine Bestellmöglichkeit, Filmausschnitte sowie einen Flyer und weitere Informationen gibt es unter www.guten-morgen-liebe-kinder.de, weitere Informationen zur Sendung auch beim BR.

Leitlinien der Waldorfpädagogik für die Kindheit von 3 bis 9 Jahren2019-01-18T01:17:55+00:00

R. Patzlaff
W. Saßmannshausen, Teil I u. II Edition Waldorf (Pädagogische Forschungsstelle)
Euro je 3,00
u.a.: ISBN 3-927-286-46, ISBN 3-927-286-65-6
Neue Konzepte für den Übergang von Kindergarten zur Grundschule

Weitere Informationen und interessante Bücher2019-01-18T01:20:29+00:00

finden Sie hier unter https://www.kunstundspiel.de/

  • Anthroposophie
  • Geisteswissenschaft
  • Werke von Rudolf Steiner
  • Bücher zur Waldorfpädagogik
  • Elternratgeber
  • Biografiearbeit
  • Kinder- und Jugendbücher

Studien

Auch Migrantenkinder profitieren2019-01-18T01:22:45+00:00

Dass die Lernmethoden der Waldorfpädagogik für alle Kinder von Nutzen sind, zeigt das Beispiel der Freien Interkulturellen Waldorfschule (FIW) in der Mannheimer Neckarstadt-West. Hier beträgt der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund rund 50 Prozent. Prof. Michael Brater und sein Team stellten bei einer Untersuchung fest, dass die Sprachunterschiede zwischen den Kindern nach zwei Jahren nicht mehr feststellbar waren. Diesen Erfolg erzielten die Waldorfpädagogen allein aufgrund ihrer Unterrichtsmethode – ohne spezielle Deutschkurse oder Sprachförderung. Auch bei dem Lernverhalten wurde der interkulturellen Waldorfschule ein ähnlicher Erfolg bescheinigt. Bei Merkmalen wie Aufmerksamkeit, selbständiges Arbeiten und Unterrichtsbeteiligung sei zwischen den Kindern mit und ohne Migrationshintergrund kein Unterschied mehr festzustellen gewesen, so das Ergebnis.
Link: www.springer.com

Bildungserfahrungen an Waldorfschulen2019-01-18T01:21:45+00:00

Empirische Studie zu Schulqualität und Lernerfahrungen
Sylva Liebenwein, Heiner Barz, Dirk Randoll
ISBN: 978-3-531-18508-8 (Print) 978-3-531-19090-7 (Online)
Zur Verlagswebsite

Forschung belegt: Waldorfpädagogik nutzt allen Schülern2019-01-27T06:25:23+00:00

In der Erziehungswissenschaft wird ein Paradigmenwechsel in der Pädagogik gefordert hin zur individuellen Förderung anstatt der Orientierung an Lehrplänen, dem Eingehen auf die Stärken der Kinder und dem Anknüpfen an ihre Lebenswelt. Dass die Waldorfschulen diesen Weg bereits jetzt mit Erfolg gehen, zeigen wissenschaftliche Studien u.a. zum Thema Lesen oder Naturwissenschaftsunterricht. Außerdem bestätigt sich, dass das Prinzip der Waldorfpädagogik, den Kindern Zeit zu lassen, sich auszahlt. Es steht im Einklang mit den jüngsten Erkenntnissen der Hirnforschung.
Link: www.derstandard.at

Hattie-Studie unterstreicht die Wirksamkeit der Waldorfpädagogik2019-01-27T06:26:24+00:00

Basierend auf der Zusammenfassung von 50.000 Studien zum Thema Unterrichtsforschung gilt die Hattie-Studie auch für staatliche Schulen als Wegweiser. Bei Betrachtung der wichtigsten Faktoren für den Lernerfolg von Schülern, wird deutlich, dass dies genau die Stärken der Waldorfpädagogik sind.
Es zeigt sich, dass die Klassengröße kaum einen Einfluss auf den Lernerfolg hat und dass Sitzenbleiben nicht nützlich, sondern für den Lernerfolg in gewisser Weise sogar schädlich sein kann. Außerdem wirkt es sich auf den Lerneffekt positiv aus, wenn die Klasse nicht nach Leistung gruppiert wird – die Kinder fördern ihre Entwicklung damit gegenseitig. Vor allem aber zeigt sich, dass es nicht so sehr auf die Menge als vielmehr auf die Rhythmisierung der Lernzeit in einem Schuljahr ankommt, also nicht so sehr auf den Gesamtumfang der zur Verfügung gestellten Zeit, sondern mehr auf ihre intervallartige Sequenzierung… u.v.m

Link: Hattie Studie

Namen tanzen, fit in Mathe – Waldorf im Vorteil2019-01-18T01:21:31+00:00

Eine Studie zeigt: Waldorfschüler lernen begeisterter, individueller und mit weniger Leistungsdruck.
Zum Beitrag in “Die Welt”…

Später lesen lernen bringt eher Vorteile2019-01-18T01:22:04+00:00

Eine Studie des Bildungsforschers Sebastian Suggate von der Universität Regensburg in Zusammenarbeit mit Forschern von der Universität von Otago (Neuseeland) vergleicht beispielsweise die Lesefähigkeiten von Kindern staatlicher Schulen mit denen von Waldorfschülern. Die Forscher begleiteten 370 neuseeländische Schüler durch mehrere Jahre und führten regelmäßig Tests durch. Dabei zeigte sich: Die Waldorfschüler, die erst mit sieben Jahren lesen lernen, holen den Vorsprung der Schüler an Staatsschulen, die schon mit fünf Jahren beginnen, auf und mit elf Jahren lesen sie sogar besser. Die Forscher führen dies auf die Elternhäuser der Waldorfschüler zurück, aber auch auf die Methoden der Waldorfpädagogik.
Link: www.sciencedirect.com

Vorbildlicher Naturwissenschaftsunterricht von PISA bescheinigt2019-01-18T01:22:57+00:00

Freude am Lernen und allgemeines Interesse an Naturwissenschaften liegen bei den Waldorfschülern über dem Durchschnitt der OECD. Dies ergab eine nationale Sondererhebung im Rahmen der PISA-Studie Naturwissenschaften 2006, die das österreichische Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung (Bifie) in Wien vorgestellt hat. Der Bericht bescheinigt den Waldorfschulen eine „vorbildliche Unterrichtspraxis“ in den naturwissenschaftlichen Fächern, da Experimente und die Anwendung des Gelernten im Vordergrund stünden. Das Konzept der Waldorfschulen geht vom Phänomen aus, d.h. von der Alltagserfahrung der Schüler und knüpft daran die Beobachtung naturwissenschaftlicher Gesetzmäßigkeiten.
Link: http://waldorfschule.de/presse/

Links

Bund der freien Waldorfschulen & LAG2019-01-18T01:25:34+00:00

www.waldorfschule.de

Die Landesarbeitsgemeinschaft ist ein Organ des Bundes der Freien  Waldorfschulen e. V. Stuttgart
http://www.waldorf-bayern.de

Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners2019-01-18T01:25:48+00:00

Die Freunde der Erziehungskunst unterstützen seit 1976 Waldorfschulen, -kindergärten, heilpädagogische Einrichtungen und soziale Projekte weltweit. Interessierte können sich im Rahmen von Freiwilligendiensten engagieren, darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die Arbeit mit Spenden zu unterstützen. Diese werden zu 100 Prozent weitergeleitet. Bisher konnten so mehr als 600 Projekte gefördert werden.
www.freunde-waldorf.de

Waldorfeinrichtungen2019-01-18T01:25:09+00:00
Waldorfschulen in unserer Nähe2019-01-18T01:26:05+00:00
Waldorfschulen weltweit2019-01-18T01:29:33+00:00

In der Waldorf Weltliste finden Sie die Adressen aller Waldorfschulen (1.092 in 64 Ländern), Waldorfkindergärten (1.857 in mehr als 70 Ländern), Waldorfvereinigungen und Waldorferzieher- und Lehrerausbildungen weltweit, mindestens einmal jährlich auf den neuesten Stand gebracht.